Les Brigands – Bankierssöhne und andere Aussteiger
Leute, spielt „Die Banditen“!!! In unseren Zeiten von Bankencrash, Griechenlands Schuldenschnitt und der wütenden Hilflosigkeit von Kleinanlegern und ganzen Regierungen gibt es im Musiktheater nichts, was näher dranwäre!!
Die Banditen – eine kleine Kommune, in der alles gerecht und mitbestimmt zugeht, sagen wir, ein Relikt der Alternativbewegung. Doch der Laden läuft schlecht, Diebstahl rentiert sich immer weniger. Erst der Bankierssohn Fragoletto, der fest entschlossen ist, ein neues, räuberisches Leben zu führen und sich er Kommune anzuschliessen, zeigt den Kleinunternehmern, wo das grosse Geld sitzt – nach dem Motto: „Was ist ein einfacher Diebstahl gegen die Gründung einer Bank?“
Der grosse Coup wird geplant: Anlässlich der Elefantenhochzeit zweier Königshäuser ist viel Geld im Spiel. Das Geld soll abgezweigt werden. Der Coup geht (wie sollte es bei Offenbach anders sein?) gründlich schief: Die Regierungskasse, die geplündert werden sollte, ist bereits leer! Und für den Räuberhauptmann Falsacappa kommt es noch schlimmer: Tochter Fiorella und Bankierssohn Fragoletto wollen heiraten und eine bürgerliche Karriere einschlagen... Tja, schwere Zeiten für Aussteiger!
„Die Banditen“ sind nebenbei eine rasante Verkleidungskomödie, denn Leute sind nun mal das, was sie anhaben! Ausserdem randvoll mit zeitgemässen Figuren: Die Räubertochter und ihr Aufruf zum bewaffneten Widerstand, der Bankierssohn und die Abrechnung mit seiner Herkunft, die Biografie eines korrupten Finanzbeamten, der Chef der Banditen als Kleinunternehmer und seine basisdemokratisch verfasste Belegschaft... Es ist immer wieder bewundernswert, welche Mondernität und niemals moralisierende Ambivalenz in Offenbach’s Werken den Ton angeben!!
Textbeispiel:
Es gibt eine französische Redensart „arriver comme les carabiniers d’Offenbach“, die aus den „Banditen“ stammt – denn sie kommen halt an jeden Tatort zu spät...
Alle (flüsternd):
Wir hören Stiefel
Tappen, die tappen
Im Dunkel, im Dunkel der Nacht!
Der Einsatzleiter geht voran,
er hat die grössten Stiefel an!
Wir hör’n sie tappen
Sie tappen, sie tappen
Im Dunkel, im Dunkel der Nacht!
Sie suchen nach der heissen Spur,
doch tappen sie im Dunkeln nur!
Chor (Polizei):
Wir sind Batallion Nummer drei
Wir kontrolliern täglich um zwei!
Doch wie’s beim Einsatz oft so geht
Das Hähnchen noch im Ofen brät
Dann kommen wir
Dann kommen wir
Dann kommen wir
Schon mal zu spät!
Schon mal
Zu spät
Schon mal
Zu spät!
No. 20 : Couplets des Schatzmeisters
Schatzmeister:
1. Schon als Student musst ich erfahren
wer gefällt der Damenwelt
für jede Liebe musst ich zahlen
die Erotik gab’s für Geld!
Ja, ich musste jedes Verwöhnen und Stöhnen
Spezialverfahren teuer zahlen
So wurd’ ich zum Dieb!
Ich begann getrieben das Stehlen zu lieben
Und je toller wir es trieben
Wurde es mir lieb!
Das war zwar nicht grade
Galant und elegant
Doch fanden mich die Damen
Plötzlich intressant!
Ja, Ja, was ist daran so schlimm,
daß ich einfach schlauer bin!
Ja, ja, was ist daran so schlimm
Ja, ja, daß ich schlauer bin
Schlauer, schlauer bin!
2. Als Leiter der Finanzkanzleien
walte ich im ganzen Land
über Geld und Ländereien
hatte gänzlich freie Hand!
Jonglierte mit Finanzen und fälschte Bilanzen
Steuerlügen, Scheckbetrügen
Da kenn’ ich mich aus!
Bevor sie mich verknacken, versuch ich zu packen
Stornoposten, Sonderkosten
Jetzt kommt alles raus!
Das war zwar nicht grade
Gesetzlich und legal
Ich kenne keine Gnade
Und keine Moral!
Ja, Ja, was ist daran so schlimm,
daß ich einfach schlauer bin!
Ja, ja, ws ist daran so schlimm
Ja, ja, daß ich schlauer bin
Schlauer, schlauer bin!