La Grand-Duchesse de Gérolstein - Die Macht und die Liebe
In Deutschland wird die GROSSHERZOGIN gern gespielt als antimilitaristische Satire, einschliessend die antipreussischen Töne. Das ist natürlich ein zentraler Aspekt: Die unumschränkte Macht der Militärs, die Kriege erklären, nur um ihre Herrscherin zu unterhalten, die ihre Armee einsetzen, um einen Liebhaber inflagranti zu erwischen – aus purem Neid auf den Glücklicheren. Oder auch die unumschränkte Macht der Herzogin selbst, die ganz nach Laune Karrieren ermöglicht oder zerstört, die Botschafter oder potentielle Ehemänner willkürlich hinhält oder empfängt, die sich schliesslich mit Verschwörern zusammentut... Diese Mächtigen sind natürlich lächerlich – und gefährlich!
Schauen wir näher hin, sehen wir eine Frau, die einsam bleibt vom ersten bis zum letzten Ton des Stückes. Sie hat etwas Eisernes wie weiland Marika Rökk, die bis Stalingrad und – wenn’s denn sein muss – auch weiter tanzen würde. Auch etwas Verzweifeltes, das Älterwerden spielt eine unangenehme Rolle: Schliesslich beisst sie sich an Fritz die Zähne aus – der ist zwar für ihre Karriereangebote empfänglich, doch in Gefühlsfragen unbestechlich, seine Gefühle zu Wanda sind keine Verhandlungsmasse – bei ihm vielleicht auch nur ein Mangel an Fantasie... „Wenn man nicht haben kann, was man liebt, muss man lieben was man hat.“ resümiert sie am Schluss resigniert.
Meine Wunschbesetzung für die Rolle der Grossherzogin wäre momentan Frau Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Textbeispiele:
Grossherzogin:
Gottchen
Wie ich Soldaten liebe
Wie ich Soldaten liebe
Meine Soldaten liebe
Liebe, ja liebe
Wie ich Soldaten lieb’!
Ich träum’ oft so vor mich hin
Daß ich die Marketenderin bin
Im Lager ich mit ihnen lieg’
Und drumherum ist Krieg!
Ich stürze mich zusamm’n
Mit ihnen ins Gewühl
In des Kampfes Gewühle
Und fühle
Sie im Kampf erglühen
Und ich, ich glüh für sie
Sie glühn für mich
Ich glüh für sie!
Ja, ich liebe nun mal Soldaten,
So in Uniform, in Uniform gesteckt!
Ja, ich liebe nun mal Soldaten,
Männer stramm gestreckt,
aus Holz geschnitzt, korrekt!
Gottchen, wie ich Soldaten liebe
Ja ja, wie ich Soldaten liebe!
Ach, ich mag nun mal das Militär!
Rondo de Fritz
Fritz:
Ja, wir marschierten, patroullierten
durch sehr viel Gegend, sehr viel Feld
plötzlich hab’n sich uns gegenüber
ein halbes Tausend aufgestellt
Wir standen hier und sie stand’n dort
Und wir schauten uns verwundert an
Jeder stand fest an seinem Ort
Und so machte ich nen kleinen Plan.
Ich hatt’ dreitausend schöne Flaschen
Cognac, Sekt und Likör und Wein
Ich liess es damit ord’ntlich krachen
Und lud die Feinde dazu sein.
Sie wussten nicht, was das nun soll
Und schenkten sich ganz mächtig ein
Und hauten sich die Hucke voll
Und wir, wir liessen klug es sein!
Sie soffen bis zum Morgengrauen
Und keiner seine Flasche lässt
Weil alle Männer völlig blau war’n
Hielt einer sich am andern fest.
So standen sie in einer Reihe
Wankend, schwankend, vollgetankt
Und auf ihre Fahnen stand geschrieben:
Freiheit, Gleicheit und Cognac!
Und als beschwipste Angriffsspitze
Ihr General und zwanzig Mann
Voll war’n sie, blau wie ne Haubitze
Und brüllten laut: „Wir greifen an!“
Wir lachten laut
Er war in Rage
Da schwang er wütend seine Flasche:
„Leute, lasst das Kämpfen sein,
die krieg’ ich auch alleine klein!“
Der General, er stürmt nun schwankend
Die Haare flattern wild im Wind
Und um sich kräftig Mut zu machen
Wird laut die Hymne angestimmt:
„Lalalalala.... jaa!“
Wild klingt die Hymne
Wild gehen die Säbel
Sie schwingen sie
Singen sie
Und ihre Fahne weht ihn’n entgegen
Da sinken sie von selber hin!
Ja, wir gewannen diesen Krieg
Ganz ohne Verlust und ohne Kampf
Und auf dem Schlachtfeld lagen Flaschen
Für Friede, Volk und Vaterland
Besiegten alle Flaschen
Für Friede, Volk und Vaterland
Besiegten alle Flaschen
Besiegten alle Flaschen
Für Frieden, Volk und Vaterland.
No.13 bis : Meditation
Grossherzogin:
Du weißt es und du schweigst, finsteres Gemäuer
Du verschweigst mehr, als du uns zeigst
Von Eifersucht, verbot’nen Liebesabenteuern
Verborgen manch’ Verbrechen ruht
An deinen Mauern klebt Blut!
1. Es gab Balladen und Gedichte
da Liebe schön und möglich war
ich gehör’ zur blutigen Geschichte
da Liebe oftmals tödlich war!
Es riecht nach Rosen und nach Flieder –
Ich will, daß mein Geliebter stirbt!
Ich tu’s nur einmal und nie wieder!
Und bin doch über mich schockiert
Und bin doch über mich schockiert!
Ach Gott, ach Gott, ach Gott, ach Gott
Was treibt mich eigentlich dazu?
Ach Gott, ach Gott, ich bin doch nur
Ein kleines Mädchen von Natur!
Ich kann’s kaum sehn
Was ist aus mir geworden
Was ist nur mit mir geschehn?
2. Das erste Mal, da soll’s noch wehtun
doch aller Anfang ist stets schwer!
Und jeder Schmerz wird mal vergehn und
Wo Liebe war, ist sie nicht mehr!
Mein lieber Fritz hat mich zu lange
Am Grill der Eifersucht geschmort
und deshalb klemm’ ich in der Zange:
Die Liebe dort und hier der Mord!
Die Liebe dort und hier der Mord!
Ach Gott, ach Gott, ach Gott, ach Gott
Was treibt mich eigentlich dazu?
Ach Gott, ach Gott, ich bin doch nur
Ein kleines Mädchen von Natur!
Ich kann’s kaum sehn
Was ist aus mir geworden
Was ist nur mit mir geschehn?