Die schöne Helena

La Belle Helene -  Die femme fatale will auch nur küssen...

 

Auch ein Offenbachscher Dauerbrenner! Was soll man noch gross sagen...

 

Vielleicht: Helena ist hinter ihrer von Göttern preisgekrönten Schönheit auch nur ein normales Mädel, das ab und zu knutschen möchte. Auch wenn sie ihre blendende Aura gezielt einsetzen kann, ist sie oft auch eine Art Behinderung...

Helena ist eine Heuchlerin oder zumindest geschickt: Sie bemüht für ihre amourösen Ausritte die fatalité – „ich kann ja nichts dafür...“

Aber: hier nimmt eine Frau ihr Schicksal in die Hand, sie will nun einmal mit diesem Paris was haben und ist bereit, alles dafür zu tun und – wenn’s denn sein muss – einen Krieg auszulösen...

 

Diesen explosiven Kern des Stücks sieht man durch mannigfaltige ironische Brechungen hindurch: die Folie der Antikenparodie. Dahinter steckt natürlich die bissige Sozialsatire auf eine Regierung von Deppen, aber auch die Beschäftigung mit einem dringenden menschlichen Problem: Freiheit und Schicksal!

 

Es ist wichtig, in diesem Stück sehr vieles sehr ernst zu nehmen. Ansonsten verliert sich die Satire in einer Kette von Spässen.  Beispiel Traumduett: Die beiden Beteiligten müssen vorgeben, daran zu glauben, daß alles wirklich nur im Traum geschieht. Bricht man im Vorhinein diesen Ernst durch Augenzwinkern, geht das Pikante der Situation verloren und wird zum show stopper – indem sich der Zuschauer sich ungeduldig fragt: „Wann kommen die endlich mal zur Sache...!“

 

 

 

Textbeispiele:

 

No.1/bis: Chor der jungen Mädchen

 

Sopran:

Traurig ist der Tod des Adonis

Der der Jugend und der Schönheit Sohn ist

Und wir fragen, warum

Beklagen den Tod, seinen Tod

Viel zu früh geblüht und verblüht!

 

Helena:

Wie leer und traurig nun die Welt geworden ist

Denn mit Adonis auch die Liebe gestorben ist

Gestorben ist, gestorben ist.

 

Sopran:

Wie leer und traurig ist die Welt!

 

No.2: Arie der Helena

 

Helena:

1. Ich bitte dich um Lust und Liebe

schau, Venus, wie traurig ist mein Los

erloschen sind die heissen Triebe

und kalt und tot ist schon mein Schoss!

 

Schau doch, Göttin der Liebe

Welch trauriges Leben

Ohne Lust, ohne Liebe

Und ohne Glück

 

Ohne Lust, ohne Liebe

Ist Leben kein Leben

Ohne Liebe kein Glück

Gib mir Liebe zurück!

 

Chor (Sopran):

Ohne Lust, ohne Liebe

Ist Leben kein Leben

 

Helena:

Ohne Liebe kein Glück

Gib uns Liebe zurück!

 

 

2. Wenn jeder Tag nur kalt und grau ist

und kalt und fad die Leidenschaft

wenn du nicht alt und eine Frau bist

dann wünscht und träumst du dir

ein’n Mann mit Kraft!

 

 

Schau doch, Göttin der Liebe

Welch trauriges Leben

Ohne Lust, ohne Liebe

Und ohne Glück

 

Ohne Lust, ohne Liebe

Ist Leben kein Leben

Ohne Liebe kein Glück

Gib mir Liebe zurück!

 

 

No. 7 B: Couplets der Könige

 

Ajax I:

Ich bin Ajax und ich siege

-jax und ich siege

-jax und ich sieg’

für mich gibt’s kein Ersatz

 

Orestes :

Für ihn gibt’s kein Ersatz!

 

Ajax I:

Weil über Kraft ich verfüge

Kraft ich verfüge

Kraft ich verfüge

Nur wer’s hat, der hat’s!

 

Orestes :

Er hat’s nun mal, er hat’s!

 

Ajax I:

Wenn ich es nicht richten kann

 

Ajax II:

Komm ich als zweiter auch mal dran!

 

Ich bin Ajax und ich siege

-jax und ich siege

-jax und ich sieg’

ich bin für ihn Ersatz

denn nur wer’s hat, der hat’s!

 

Orestes und Chor (alle Damen):

Zweimal Ajax und sie siegen

-jax und sie siegen

es gibt kein’ Ersatz

für die Ajax, denn sie siegen

-jax und sie gehen als Sieger stets vom Platz!

 

Achilles:

Ich bin Achill, bin der schnellste

-chill, bin der schnellste

-chill, bin der schnellste

Mann hier auf dem Platz

 

Orestes, Ajax I+II, Calchas:

Der schnellste auf dem Platz!

 

Achilles:

Ich bin vielleicht nicht der hellste

-leicht nicht der hellste

-leicht nicht der hellste

Kopf hier im Einsatz

 

Orestes etc:

Der schnellste Mann am Platz!

 

Achilles:

Ich  hab nur ein Handicap,

das meinen Namen trägt!

Trotzdem ich der schnellsste

-dem ich der schnellste

-dem ich der schnellste

Mann hier auf dem Platz

Denn nur wer’s hat, der hat’s!

 

Orestes, Ajax, Calchas und Chor:

Das ist Achill unser schnellster

-chill unser schnellster

Mann hier auf dem Platz

Das ist Achill unser schnellster

-chill unser schnellster

nur wer’s hat, der hat’s!

 

 

Menelaos:

Und schliesslich ich Menelaos

Ich, Menelaos

Ich, Menelaos

Bin ihr Ehemann

 

Orestes, Ajax, Calchas:

Er ist ihr Ehemann

 

Menelaos:

Mit Helena hab’ ich Chaos

-na hab’ ich Chaos

-na, man als Frau auf

sie nicht bauen kann

 

Orestes, Ajax, Calchas:

Als Frau nicht trauen kann!

 

Menelaos:

So weit sei noch nichts gesagt

Denn das kommt erst im dritten Akt!

 

Ich bin König Menelaos

-nig Menelaos

-nig Menelaus

Helenas Ehemann,

der man nicht trauen kann!

 

 

Alle:

Er ist König Menelaos

-nig Menelaus

Helenas Ehemann

Er ist König Menelaos

-nig Menelaus

der man nicht trauen kann!

 

 

Agamemnon:

Bin Edelmann Agamemnon

-mann Agamemnon

-mann Agamemnon

bin als Held bekannt

 

Solisten:

Weltweit als Held bekannt!

 

Agamemnon:

Als Letzter dran, na und wenn schon!

Dran, na und wenn schon!

Dran, na und wenn schon

Ich war schon sehr lang

 

Solisten:

Aus Griechenland verbannt.

 

Agamemnon:

Ich hab blaues Blut, bin „von“!

Schlagt einfach nach im Lexikon!

Bin Edelmann Agamemnon

-mann Agamemnon

-mann Agamemnon

bin als Held bekannt

weltweit aus Griechenland!

 

Alle:

Heut in Korinth, Agamemnon

-rinth Agamemnon

ist als Held bekannt

hier in Korinth Agamemnon

-rinth Agamemnon

bist als Held bekannt

weltweit bekannt aus Griechenland!