Orlando - Händel

Orlando - Georg Friedrich Händel in der Neufassung von Wolfgang Böhmer und Rainer Holzapfel. Neuköllner Oper 2006 

"Als (erneutes) "Wunder von Neukölln" wurde die Neufassung der Händelschen Barockoper von Wolfgang Böhmer (Musik) und Rainer Holzapfel (Regie) im letzten Herbst gefeiert. Grund genug, diese Produktion zum 30-jährigen Geburtstag der Neuköllner Oper noch einmal in den Spielplan zu nehmen und damit den für die "vierte Oper Berlins" (Klaus Wowereit) typischen Fächer aus Musiktheater-Uraufführungen für ein Publikum aller Generationen zu präsentieren.


 


Das Plakat.

Mit "Orlando" erzählt der Regisseur Rainer Holzapfel die gegenwärtige Geschichte einer auseinander brechenden Familie. Aus der bei Händel angelegten psychologischen Griffigkeit und Tiefe der Figuren werden konkrete Charaktere innerhalb eines genau definierten sozial-gesellschaftlichen Zusammenhang entwickelt: Der allein erziehende Vater, der den Rest familiären Zusammenhalts durch Hausmusik zu gewährleisten versucht; der älteste Sohn, der eigentlich ein Mädchen ist und jetzt endlich auch als solches leben möchte; der durch die pubertären Metamorphosen verunsicherte kleinere Bruder, der von Liebe und Sexualität gar nichts wissen möchte und gerade dadurch zum begehrenswerten und manipulierbaren Objekt wird; die Cousine, die ihre Cousins als Trainingseinheiten für eine spätere Ehe mit dem dann zu erwartenden Idealgatten nutzt; und schließlich die Haushälterin, die sich nimmt, was sie kriegen kann und auch vor Vergewaltigung nicht zurückschreckt. In dieser Produktion prallen die gegensätzlichen Vorstellungen von Liebe, sexueller Identität und vom Umgang mit Tradition(en) aufeinander und bilden ein explosives Gemisch. Wer kann sich durchsetzen? Wer sich befreien? Und: Darf Orlando als Frau leben oder nicht?" (Berliner Zeitung)




Situation: Kleinbürgerliche Familie mit klassischem Bildungsanspruch - Hausmusik!! Die Musiker sitzen mit im familiären Wohnzimmer, merkwürdige Besetzung: Klavier, Harmonium, Cembalo, Spinett, Akkordeon (Bajan), Harfe, Orgelpositiv, Toy-Piano - keine Streicher, keine Bläser. Dies Arrangement befreite die Partitur zunächst einmal vom barocken Lack, die Musik wurde in ihrer radikalen Substanz hörbar. Für zwei existentielle Momente haben wir die Sequenzen für Harfe und die für Akkordeon von Luciano Berio eingefügt.


Deutsche Gesangstexte (Rainer Holzapfel und Wolfgang Böhmer).